Auf zum Nordkapp

Heute ist es soweit.  Wir werden das nördlichste Ziel unserer kleinen Ostseeumrundung erreichen, das Nordkapp. Wir haben am vorigen Tag wirklich schon schöne Ecken gesehen, aber die heutige Etappe von Olderdalen nach Olderfjord ist unbeschreiblich schön. Man fährt die ganze Zeit entweder direkt an Fjorden entlang oder überquert eine Bergkuppe oder ein Hochplateau.

Die Dichte der Wohnmobile nimmt zu und so ist es kein Zufall, dass man bekannte Gesichter trifft. Eine sehr freudige Überraschung. Aber die Gegend ist auch äußert einladend.

An einigen Stellen liegt wieder Schnee und überall findet man Rentiere. Wir unken schon, dass die aus dem ganzen Land zusammengecastet wurden, denn einige sind echte Schauspieler. Da wird lässig die Straße überquert, stehen geblieben, stoisch der Hibterlauf geleckt und dann ganz gemütlich weiter des Wegs getrabt. Echte Profis eben.

Die Landschaft ist heute definitiv der Hauptdarsteller.  Wir vergessen fast, einen runden Geburtstag zu feiern. Ganz nebenbei zeigt der Tachometer nämlich den Kilometerstand 250.000. Glückwunsch, auf dass noch viele Kilometer sich dazugesellen mögen.

Mit Kurs nach Norden nimmt auch die „Wärme“ wieder ab. Während wir an den Fjorden immer über zwölf Grad Celsius hatten, erreichen wir nun nur noch sowas um die sieben Grad. Kriechkälte. Auf den letzten Kilometern zum Nordkapp dann der legendäre Tunnel. Es geht auf minus 212 Meter unter Normalnull runter. Unter den Fjord. Mit 9% Gefälle. Und der gleichen Steigung. Beeindruckend, dass diese Passage auch die vielen Fahrradtouristen nehmen müssen. Für uns wäre das mit den ganzen Fahrzeugen und den Randbedingungen insgesamt absolut nichts. Ich verneige mich vor jedem, der das hier mit dem Drahtesel macht.

Die letzten Kilometer auf dem riesigen Felsbrocken im Eismeer ziehen sich wie Kaugummi. Es ist unschön zu fahren und die drängelnden italienischen oder norwegischen Busfahrer schaffen eine angespannte Atmosphäre. Aber dann plötzlich ist man da. Am Ende einer Schlange. In kürzerer Entfernung erkenne ich zwei Kassenhäuschen und ich erinnere mich an die Worte eines Kollegen „wenn du schon da bist, denke nicht nach, sondern zahl einfach, was die haben wollen“. Genau das tun wir, schweigend, mit weit geöffneten Augen. Aber dafür dürfen wir auch 24 Stunden auf einem unbefestigten Sandparkplatz verweilen.

Das Nordkapp-Center ist wirklich toll gemacht. Es besteht aus dem Duft von Waffeln und einem riesigen Souvenirshop. Vordergründig. Denn es gibt noch weitere Etagen. Das Nordkapp hat zum Beispiel nicht nur eine eigene Postleitzahl, sondern auch ein eigenes Postamt. Was hier eingeworfen wird, bekommt den hiesigen Poststempel.

Neben diesen sehr witzigen Details hat man auch ein eigenes Museum entwickelt, mit eigenem Kino für den extra eigens produzierten Film. Klar, die finanziellen Mittel durch Eintrittsgelder dürften vorhanden sein. Aber es ist schon alles stimmig und macht auch Spaß. Und: es ist warm. Das wichtigste ist aber selbstverständlich das Foto mit dem Globus. Hierfür kommt man her. Und hierfür wartet man auch ein paar Stunden, denn in der Zeit von 1.00 Uhr bis 6.00 Uhr darf man mit dem Fahrzeug aufs Gelände.  Und genau darauf warten wir gerade, bei vier Grad Celsius, Und dem Wechselspiel von Schnee und Sonne. Und genau dieses Foto ist die heutige Tagesaufgabe.

Tag 6

…. oder der Tag des fallenden Zweirades. Der Morgen zeigt sich eindeutig versöhnlicher. Der Wind hat ein bisschen nachgelassen und wir genießen gelegentliche Sonnenstrahlen bei nunmehr sieben Grad. Es gibt lecker Knäckebrot und Kaffee. Unser heutiger Weg soll uns entlang der Fjorde einmal quer rüber mindestens bis Tromsø bringen. Das sieht auf der Karte nicht so weit aus, aber zeitmäßig ist das schon anspruchsvoll, denn man ist häufiger damit beschäftigt, einen Berg hochzukraxeln oder runterzupurzeln. Dafür ist diese Strecke aber dermaßen ansprechend, dass die Fotoapparate im Dauereinsatz sind und ich jetzt schon weiß, dass ich das Video der Dashcam häufiger ansehen werde.

Unser Frosch musste morgens ein wenig motiviert werden. Kälte mag Kermit nicht ganz so gerne, schon gar nicht mit der Nase in den Atlantikwind geparkt. Zum Glück hält das Murren nicht lange an und der Fünfzylinder schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Spötter hatten schon gefragt, wie viele Schlagzeuger wir im Motorraum versteckt haben, aber zumindest ich habe mich an das Genagel eines Diesels ohne jedwede Zusatzaggregate gewöhnt. Kein Turbo, keine Ladeluftregulierung, kein Schnickschnack. Er ist zwar laut, aber mordzuverlässig und gar nicht mal so durstig. Wir bleiben permanent unter zehn Litern, pendeln uns sogar im Bereich von 6 bis 7,5 Litern auf 100km ein. Das finden wir sehr gut.

Auf der Straße ist heute einiges los. Zunächst geben wir einem älteren polnischen Pärchen Starthilfe. Witzigerweise hat der Mann erst gestern einem anderen Team von uns an den Bremsen geholfen. Da revanchiert man sich doch gerne.

Kurze Zeit später bemerken wir, wie im Gegenverkehr eine Motorradfahrerin am Berg ins straucheln gerät und mit der Maschine umkippt. Sie hat so viel Schwung, dass sie sogar noch einen Purzelbaum in den Graben daneben macht. Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie Karsten angehalten ist und beim Aufsteigen hilft. Scheinbar ist heute Samaritertag.

Nochmal kurze Zeit später in einer Ortschaft. Zwei Schulkinder auf Fahrrädern überqueren den Zebrastreifen vor uns. Eines der beiden Mädchen verdreht den Kopf so sehr nach unserem Auto, dass erneut ein Zweirad in unserer Anwesenheit auf der Seite liegt. So umwerfend waren wir lange nicht. Dankenswerterweise helfen sich die Kinder noch gegenseitig und es ist scheinbar nichts schlimmeres passiert.

Wir kommen zur heutigen Tagesaufgabe. Over the top heißt sie. Wir sollen im Armdrücken mindestens einmal gegen einen Trucker gewinnen. Dann sucht man sich eben Gegner in seiner Liga.

Der Tag gipfelt hervorragend mit einem Rastplatz direkt am Fjord. Es ist nicht so kalt wie gestern, dafür gibt es ein beheiztes Toilettenhäuschen, das einem in Anbetracht der derzeitigen Temperaturen wie eine Sauna vorkommt.

Die Lofoten

Heute ist der fünfte Tag, den wir ausschließlich auf den Lofoten verbringen werden. Es fängt damit an, dass wir in der Stadt mit dem unwahrscheinlich langen Namen Å frühstücken. Auf einem Parkplatz lassen wir uns nieder und beobachten andere Touristen. Herrlich, dieses „Leute gucken“. Eine entspannendere Tätigkeit kann ich mir nicht vorstellen. Wir sitzen unweit eines riesigen Gestells voll Stockfisch. Man riecht es auch auf der ganzen Inselkette, aber wer vorher Surströming genossen hat, empfindet das hier als Deodorant.

Langsam trödeln wir die 125km zum heutigen Ziel ab. Immer wieder wechselt das Wetter, weil die Wolken je nach Höhe des Anfluges an den Bergen hängen bleiben oder eben nicht. Da wir die meiste Zeit auf der dem Atlantik abgewandten Seite verbringen, ist das heute wirklich auffällig. Was uns hier noch auffällt: wie halten sich die Bäume auf dem Gestein? An einigen Stellen ist wirklich nur Fels und trotzdem steht ein Baum drauf. Karsten tippt auf Klettverschlüsse, um die Touristen zu ärgern. Wir einigen uns darauf und dösen hier und dort noch am Strand mit dem Blick auf das Wasser. Da wir das abwechselnd machen, kann sich der eine für das Geschnarche des anderen jeweils bei den umliegend Anwesenden entschuldigen.

Unser Ziel ist heute die Midsommar-Party in Hov. Ein Campingplatz mit angrenzenden Golfplatz. Der Veranstalter hat extra eine kleine Bucht ausgesucht, in der man den Verlauf der Sonne knapp über dem Wasser hervorragend verfolgen könnte.

Soweit kommt es jedoch nicht, denn die Wetterlage lässt die Anwesenheit der Sonne nur für kürzeste Augenblicke erahnen und der Wind ist echt fies. 4Grad Celsius (ohne den Wind), die bisher kälteste Nacht. Trotz dreilagiger Bekleidung in den Dimensionen von „dick“ bis „kurz vor Flokati“ frieren wir. Der Wind hat es echt in sich.

Eigentlich sollen hier alle Teams zum ersten mal zusammenkommen und einen lustigen Abend verbringen, aber einige schreckt das Wetter und sie ziehen weiter.

Wir bleiben und wollen wenigstens die Dusche nutzen, wenn man schon mal auf einem echten Campingplatz steht. Danach werden wir noch ein bisschen grillen und den Abend im Schutze unserer fahrenden Schrankwand ausklingen lassen.

War wirklich der längste Tag

Der nächste Stopp wurde dann am Polarkreis eingelegt. Es ist ziemlich kalt hier und die Schneeschmelze ist immer noch in vollem Gange. Das haben wir bereits bei der Fotoaufgabe spüren dürfen, denn auf dem Weg über die Schneefelder musste man höllisch aufpassen, wohin man tritt. Teilweise war unter der geschlossenen Schneedecke schnell fließendes Schmelzwasser. Man hat das nur gehört, nie gesehen.

Der Weg aus den Bergen heraus war gesäumt von geradezu reißenden Flüssen. War aber auch zu erwarten, denn bis vor zwei Wochen hat es hier noch geschneit und jetzt muss der ganze ehemalige Schnee ja auch irgendwo hin. Die Landschaft ist traumhaft schön. Immer wieder reiße ich die Kamera hoch, um Fotos zu machen. Ich bin schon sehr gespannt, diese Bilder nach dem Urlaub überhaupt erst einmal zu sichten, denn dazu ist jetzt tatsächlich kaum Zeit.

Wir fahren weiter in Richtung Norden. Fauske soll unser nächster Tankstopp sein. Doch soweit kommt es nicht. Ein Jungspunt mit roter Kelle versperrt uns die Einfahrt zu einem Tunnel. Das haben wir allein in Norwegen schon als normal erlebt, denn die Bundesstraße in Richtung Norden wird gerade hinter Mo I Rana massiv ausgebaut. Wir wollten es also gerade als belanglos abtun, als der Knabe auf uns zukommt. Die Straße ist gesperrt und ob wir denn das Schild nicht gelesen haben. Da es komplett auf norwegisch war, wir es sehr wohl aber gesehen haben, mussten wir trotzdem verneinen. Es sind Tunnelarbeiten im Gange. Die Passage ist nur jeweils um 23.00 Uhr, 1.00 Uhr und um 4.00 Uhr möglich. Es ist 21.00 Uhr und wir zücken die Karte. Es gibt eine Umgehungsstraße, die führt durch eine verlassene Bergregion. So fängt jeder Horrorfilm an….

Wir werden aber mehr als entschädigt. Kermit macht trotz der 10%igen Steigung die Sache großartig. Wir haben eine ganze Reihe anderer Teams im Schlepp, die dankbar dafür sind, dass wir eine sehr genaue Karte haben. Die Gegend ist klasse. An einem großen Gebirgssee müssen wir anhalten. Postkartenmotiv reiht sich an Postkartenmotiv. Das ist schon atemberaubend hier.

Die Umgehung führt uns dankenswerterweise direkt zum Saltstraumen. Ein Strudel, der dadurch entsteht, dass die Gezeiten mit den Schmelzwassermassen kämpfen. Die Wassergeschwindigkeit ist enorm.

Es ist gerade Flut und offenbar Buffet für tausende Möven. Die Fische springen im Strudel immer wieder aus dem Wasser. Die einheimischen Fischer machen sich das zu Nutze, indem sie ihre Boote an den Strudeln platzieren. Fischschleudermaschine könnte man das nennen. Ein österreichisches Pärchen angelt Kabeljau (also sie holt die Fische, er übernimmt dann den Job an Land wegen fehlendem Glückes an der eigenen Route) und ein norwegischer trifft die einzige Ente über 25m Entfernung zielsicher mit seinem Köder am Kopf. Es war schön lustig zu sehen, wie er sich zaghaft umdrehte, um zu schauen, ob das irgendjemand gesehen hat. Wir lachen (allein schon wegen des zaghaften Umdrehens) und er jetzt auch, seine Körpersprache wechselt augenblicklich zu der eines übermütigen Schuljungen.

Inzwischen ist es 23.00 Uhr und die Sonne scheint uns direkt ins Gesicht. Hat schon was, so ein Sonnenbad mitten in der Nacht.

Wir fahren weiter nach Bodø. Dort gibt es eine Fähre auf die Lofoten (Moskenes). Wir konnten wegen der hohen Nachfrage keine Tickets mehr vorbestellen, also heißt es zeitig anstellen. Um 3.15 Uhr, 6.00 Uhr und 7.00 Uhr fährt eine Fähre ab, da bauen wir auf rechtzeitiges Erscheinen. Also fahren wir durch und sind um kurz nach Mitternacht dort. Die Warteschlange ist nur zu einem Drittel voll, also wird es wohl was mit 3.15 Uhr.

Die Überfahrt ist ziemlich ruppig, trotzdem dösen wir etwas vor uns hin. Nur ab und zu wird man von Kotzgeräuschen geweckt. Einige vertragen das wohl nicht so gut.

Immer noch der längste Tag

Inzwischen haben wir die E45 – die direkte Verbindung zum Nordkapp – in Richtung Norwegen verlassen. Es geht als nächstes nach Mo I Rana über einen Gebirgspass und man landet direkt an einem Schmelzwasserstausee.

Das erste, das auffällt: Schweden = Geröll und Holz, Norwegen = kein Holz, sonst gleich. Man kann herrlich weit schauen, falls mal ein Elch die Straße überquert. Das haben wir zum Glück erst einmal gehabt, dafür schon zwei Füchse und alle Rentiere. Zumindest fühlte es sich so an, denn das Rudel war echt groß. Haufenweise Jungtiere waren dabei und alle stehen natürlich mitten auf der Straße.

In Mo I Rana dann suchen wir einen Rema 1000 auf, eine Supermarktkette. Wir benötigen für eine Fotoaufgabe eine Norwegenflagge. Aber in den Verkaufsregalen findet sich nichts. Als Karsten an der Kasse fragt, ob sie so etwas haben, passiert Unglaubliches. Zunächst drückt uns ein Mitarbeiter zwei Norwegenflaggen in die Hand, einfach so. Die Gelegenheit packen wir beim Schopfe, denn wir sollen ja auch noch in jedem Land etwas mit Einheimischen tauschen. Also bekommt er die Kaugummipackung, die wir in Südschweden ertauscht haben.

Aber auch diese Geschichte geht noch weiter. Der Norweger packt aus reiner Gastfreundschaft noch einen Käsehobel und typische norwegische Spezialitäten dazu. So bekommen wir jeder ein Baguette mit Rentierschinken und eine Packung braunen Käse.

Wir sind total überwältigt und geplättet und machen uns voller Euphorie auf in Richtung Polarkreis.

Vorher kümmern wir uns noch um ein der zehn Fotoaufgaben. Wir sollen auf einem Gletscher eine Norwegenflagge hissen. Check.

Der längste Tag

777 Kilometer an einem Tag. Durch mehrere großartige Landschaften ging es, von Östersund nach Bodø von morgens um sechs bis zum nächsten Tag morgens um eins.

Der Tag begann mit einem Klassiker dieser Veranstaltung. Man soll eine geöffnete Dose Surströming über eine Strecke von 200km transportieren. Jetzt muss man einiges Wissen aufwenden, damit dies nicht in einer olfaktorischen Katastrophe endet. Surströming sind eigentlich Fischleichen. Soll heißen der Fisch wird angegammelt eingetuppert und sich seinem Fermentierungsschcksal überlassen. Wir wurden ja bereits beim Kauf mit Tipps versorgt. Also ließen wir die Dose in der Kühlung und öffneten sie am heutigen Morgen weit ab vom Auto (durch die Faulgase entsteht Druck in der Dose, es könnte spritzen).

Durch eine glückliche Fügung hatten wir die Kühlbox vergessen, in der Nacht auf „aus“ zu stellen,  sodass die Dose mit den Leichenteilen leicht gefrostet war. Es spritzte zum Glück kaum. Schnell noch das Foto mit dem Tachometer machen als Beweis und zack war es passiert. Ein guter Schluck der Pampe landet auf Fahrersitz und Telefon. Alle Putzmittel der Welt können diesen Geruch nicht beseitigen. Ein Fall für den Tatortreiniger….

Es ist schon recht clever vom Veranstalter, diese Aufgabe heute zu machen. Die Klamotten liegen im Auto breit gestreut verteilt und können den Duft gut annehmen. Zudem sind wir nun so weit nördlich, dass wir die Heizung erstmals anmachen. Zur Vorsicht haben wir die offene Dose noch eingetütet. Gerochen hat es, auch wegen des Malheurs beim ersten Foto trotzdem nicht zu knapp.

Nach 218km wurden wir dann auf einem wundervoll gelegenen Parkplatz erlöst. Jetzt schnell das zweite Foto mit dem Tachostand und damit ist die Aufgabe erledigt. Aber jetzt kommt die Kür. Wenn wir schon eine einheimische Delikatesse offen vor uns stehen haben, soll sie auch probiert werden. Und dies sehr zur Freude eines älteren schwedischen Ehepaares, das dem Spektakel beiwohnt. Er mag es nicht wirklich, wie er sagt, und sie findet es abscheulich. Die beiden sind aber begeistert vom Mut. Aber, was soll man sagen? Das Zeug ist gar nicht mal so lecker. Einen großen Bissen nehme ich, die Gräte verfängt sich zwischen den Schneidezähne. Der Geschmack ist anders. Fischfriedhof-Gastronomie in seiner schlechtesten Form.

Die Szene geht aber noch weiter. Als dann auch noch ein weiteres Team die Aufgabe auf eben diesem Parkplatz antritt, kann sich die Schwedin nicht mehr vor Lachen halten. Das Team tritt an in voller Montur. Mundschutz, Handschuhe und der nötige Respekt werden eingesetzt, und mit einer wild spratzenden Dose beim Öffnen belohnt. Ein Riesenspritzer erwischt ebenfalls Smartphone und das andere Teammitglied. Ein herrlicher Anblick, den wir aus sicherer Entfernung nicht nur beobachten, sondern gleich Filmen.

Danach ging es weiter Richtung Norwegen. Mehr dazu in Teil II.

Die dritte Etappe

Heute war Strecke machen angesagt. Die morgendliche Verweildauer (sowas ähnliches wie Körperpflege, Kaffee kochen, Frühstück und Aufgabenbesprechung) haben wir unter 2,5 Stunden gedrückt und sind dann los in Richtung Norden. Unsere heutige Tagesaufgabe beinhaltet den Tausch von Teammitgliedern an einem bestimmten Punkt. Da wir dem Hauptfeld doch sehr hinterher sind, befürchten wir, kein Tauschteam mehr zu finden. Aber wir lassen uns da nicht entmutigen.

Nebenbei spicken wir schon einmal bei den nächsten Tagesaufgaben und finden einen echten Klassiker. Die Surströming – Challenge. Man muss eine geöffnete Dose fermentierten Fisches 200km offen im Auto transportieren. Nun ja, kaufen kann man sie ja schon einmal. Als wir unseren Plan des Erwerbs umsetzen, werden wir von einem alten Schweden direkt auf unsere Rally angesprochen (er hat heute schon fast 20 Teams gesehen). Dann sagt er die magischen Worte beim Blick in unseren Einkaufswagen: „Do you know, what you are bying?“ Wir müssen lachen, erklären die Aufgabe und lassen uns direkt Tipps geben. Unter Wasser öffnen, oder vorher schon einmal Luftlöcher reinmachen und den sehr wertvollen Hinweis darauf, dass Flecken von dem Zeug auf Klamotten nie wieder aufhören zu stinken. Das werden wir beherzigen.

Wir müssen auch unweigerlich an unseren ersten Abend in Schweden denken. Bei der Suche nach einem Lagerplatz stoßen wir auf eine schwedische Familie, die mit dem Hund noch eine Runde dreht. Bei dem Anblick, wie wir uns gänzlich uneloquent aus dem Fahrzeug pellen, sprechen Sie uns an. Wir verstehen leider nichts und fragen, ob sie das auf englisch wiederholen können. Nach kurzer Bedenkzeit kommt der Satz „Moving your Ass?“ Wir können nicht anders als zu sagen „exactly!“. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Zurück zu unserer heutigen Aufgabe. Strecke haben wir inzwischen geschafft. Wir haben wunderschöne Plätze gesehen und Natur zum Niederknien gefunden (eigentlich nur Geröll und Holz, aber eben erstaunlich ästhetisch arrangiert). Aber unseren Tauschpunkt haben wir nicht gefunden. Da uns ein wenig die Zeit im Nacken sitzt (heute soll es noch bis hinter Östersund gehen), entscheiden wir uns gegen all zu langes Warten und brechen alsbald wieder auf. Später erfahren, dass auch viele andere Teams nicht getauscht haben und lieber heute Strecke machen.

Inzwischen haben wir es geschafft, ein Nachtlager zu finden und dem Satz „geht eigentlich mit den Mücken“ folgt eine groß angelegte Offensive, die einer Invasion gleicht. Kein Absacker, sondern schnell ins Bett. Dunkel wird es inzwischen gar nicht mehr. Man schläft halt mit Zimmerbeleuchtung, wenn man so will.

Tag 2

Von Ales Stenar über Ryd in Richtung Öresund. Also eigentlich fast gerade nach Norden. Wenn wir aber unserem Kompass im Auto Glauben schenken sollten, fahren wir nach Süden,  immer und ständig. Egal.

Als zweite Tagesaufgabe soll ein wilder Schrottplatz gefunden werden. Dort soll man ein Fahrzeug finden, das dem eigenen ein Vorfahre war oder dem ähnlich ist. Das war einfach. Wir haben zwei T1 gefunden.

Die nächste Schlafplatzsuche war dann deutlich erfolgreicher. Und da es diesmal noch hell war, dauerte der Aufbau unter zehn Minuten.

Während andere wundervolle Bilder von den Seen vor Augen hatten, haben wir uns für ein Waldstück entschieden, mit Toilette:

Die erste Aufgabe

Die erste Aufgabe nennt sich Wikingerweihe. Man soll Strandsand aus Dänemark (Erde), Ostseewasser, Holz aus Schweden und den Wind der See auf dem Rücken tragend auf allen Vieren ein Wikingermonument umrunden. Ales Stenar heißt es und es ist ein ziemlich starker Ort. Eine Ellipse aus Steinen auf einer Klippe hoch über der Ostsee. Es ist nach Sonnenuntergang und Sonnenaufgang ausgerichtet.

 

Die erste Nacht

Nachdem wir Dänemark um 20:40 Uhr verlassen haben, waren wir zum Sonnenuntergang auf schwedischer Seite angelangt. Und hier ging die Herausforderung gleich weiter. Gefühlt ist die Strecke von Helsingborg nach Malmö eine durchgehende Autobahn, auf die man von der Fähre kommend auch gleich geleitet wird. Da unsere Karte genau genug war, haben wir uns durch diverse Vororte geschummelt und den Ort unserer ersten Aufgabe angepeilt, Ales Stenar bei Ystad.

Da es langsam dunkel wurde, suchten wir eine Möglichkeit zum wilden Camping. Denn jede Nacht unter freiem Himmel gibt Punkte. Aber gefunden haben wir nichts. Erst hinter Ystad kam Gelegenheit nach Gelegenheit. Bei der zweiten schlugen wir zu und fuhren auf einen vermeintlichen Sandparkplatz.

Schnell das Zelt aufgebaut und ab ins Bett. So der Plan. Die Realität aber lautete: das Zelt stand vor der Tour erst einmal und wir waren weit entfernt vom Auswendig können. Und intuitiv war der Aufbau schon mal gar nicht. Trotzdem haben wir es geschafft. Nur die Heringe gingen sehr schwer rein. Sehr schwer ist die Untertreibung schlechthin. Um halb eins war es vollbracht. Das Zelt steht, Feierabend.

Am nächsten Morgen sahen wir dann den Grund für die schwergängige Montage. Der Sandparkplatz war nur oberflächig mit einer Hand breit Sand aufgeschüttet. Darunter befanden sich Teerreste vom Straßenbau. Man muss schon sehr motiviert sein, um Sandheringe in Asphalt zu kloppen…